Blumen, Pralinen, Candle Light Dinner – die Werbeindustrie nutzt den Weltfrauentag am 08. März für kommerzielle Angebote, Frauen bekommen spezielle Preise auf Kinokarten und sie sollen sich doch mal an „ihrem Tag“ feiern lassen. Doch Moment mal! Um was geht es eigentlich am Weltfrauentag?
Definitiv nicht um Blumen, sondern um das Motto: Girls just wanna have FUNdamental rights!
Um was geht’s eigentlich?
Der Weltfrauentag ist ein Kampftag und fand erstmals am 19. März 1911 statt (seit 1921 ist er am 08. März) – ein Datum, das einige Jahre vor dem ersten Weltkrieg liegt. Es ging um Gleichberechtigung, Wahlrecht und auch um die Emanzipation der Arbeiterinnen damals. Auch wenn heute auf den ersten Blick Frauen sehr privilegiert erscheinen (und im Vergleich zu vor fast 120 Jahren auch sind) ist der Kampf noch lange nicht vorüber und von echter Gleichberechtigung/Gleichstellung kann nicht die Rede sein. Seit 101 Jahren dürfen Frauen in Deutschland wählen – auf die Gesamtgeschichte gesehen erschreckend kurz. Die ersten Wahlen in Deutschland wurden bereits um 1800 abgehalten, es waren die ersten Wahlen mit einer Verfassung, die eine Volksvertretung vorsah.
Grundgesetz Artikel 3, Absatz 2: Männer und Frauen sind gleichberechtigt.
Exakt dieser Satz steht im Grundgesetz. Doch der Weg bis dahin war lang und musste von den federführenden Frauen rund um Elisabeth Selbert erst durchgeboxt werden. Trotz vieler Rückschläge gaben die Frauen nicht auf, um für die Verankerung der Gleichberechtigung in der Verfassung zu kämpfen. Die ganze Geschichte könnt ihr hier nachlesen.
Der 08. März hat also historische – sehr wichtige – Wurzeln. Das Thema Gleichberechtigung hat nichts mit „Kampfemanzen“ zu tun, sondern es geht um die Gleichstellung der Geschlechter in allen Bereichen und betrifft heute nicht nur Männer und Frauen, sondern auch seit Dezember 2018 das offiziell anerkannte dritte Geschlecht Divers. Also kein Tag zum Feiern oder für Blumen.
Gleichberechtigung – noch ein weiter Weg
Die heutige Lage der Gleichberechtigung lässt sich mit einer Zahl ausdrücken: 21%. So viel beträgt die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern derzeit in Deutschland (laut Statistischem Bundesamt). Der so genannte Gender Pay Gap ist immer noch Realität. Und warum ist das nun so? Als Gründe wurden folgende Kriterien genannt: Frauen sind seltener in Führungspositionen, arbeiten öfter in Teilzeit oder Minijobs oder erlernen Berufe, die generell schlechter bezahlt sind. Doch rechnet man all diese Faktoren heraus klafft immer noch eine Einkommenslücke von 6%. Weitere Infos und Ursachen findet ihr auch auf der Website des „Equal Pay Day“. Lesen lohnt sich!
Doch Gleichberechtigung geht neben staatlichen Rechten und beruflichen Kriterien noch tiefer: Immer noch übernehmen viele Frauen (neben Berufstätigkeit, daher viele Teilzeit- und Minijobs) den Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege zu Hause. Es soll nicht geleugnet werden, dass viele Paare und Familien sich diese Aufgaben inzwischen teilen, doch statistisch sind das auch heute noch hauptsächlich Aufgaben der Frau. Daraus entstehen klare Nachteile, die Geschlechter sind nicht gleichberechtigt. Die unbezahlte Arbeit zu Hause zieht beispielsweise Nachteile bei Rentenansprüchen und Karrierechancen nach sich. Wie das Wort „Gleichberechtigung“ schon zeigt geht es in der Debatte um gleiche Rechte.
„Ohne Gleichberechtigung ist alles doof“
Neben den finanziellen Ungleichheiten gibt es aber auch unterschiedliche gesellschaftlich herangewachsene Gründe für die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern: Althergebrachte Rollenbilder, berufliche Klischees oder auch unterschiedliche Wertschätzung für gleiche Leistung. Anlässlich des Weltfrauentages 2020 veröffentlicht die Bayerische Jungbauernschaft die neue Postkarte aus der Serie „Ohne …. ist alles doof“, welche genau diese Punkte kritisch hinterfragt. Der Arbeitskreis für Jugend- und Gesellschaftspolitik erarbeitete die Postkarte und hat das Thema zum Schwerpunkt seiner Arbeit im Jahr 2020 gemacht, ein Positionspapier soll folgen.
Dieses komplexe und sehr vielschichtige Thema wurde in diesem Artikel nur angeschnitten und oberflächlich beleuchtet. Der Artikel enthält Links zur weiteren Lektüre.
Hier noch einige weiterführende Infos:
- Europäisches Parlament: Gleichstellung von Männern und Frauen
- DIW-Studie: Hausarbeit bleibt an Frauen hängen