Nach der Auswertung der Tagung, waren alle TeilnehmerInnen überwiegend begeistert von der Qualität der Referenten und dem Programm. Wo es geht, werden wir uns natürlich verbessern und ihr könnt euch schon auf unsere Grainauer Junglandwirtetagung 2017 am Wochenende des 1. Advent (1.-3.12.2017) freuen.
Bericht zur Tagung:
Zukunft Landwirtschaft? Perspektiven wagen!
Mit Innovation und Diversifizierung gegen Stagnation und Regulierungswut
Zu den traditionellen Grainauer Junglandwirte-Tagen 2016 konnte der Landesvorsitzende Martin Baumgärtner und der Arbeitskreissprecher für Agrarpolitik Thomas Steckenbiller so viele junge Landwirte begrüßen wie schon lange nicht mehr.
Darüber hinaus freuten sich die jungen Leute über gleich zwei Stellvertretende Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes: Werner Schwarz aus Schleswig-Holstein und Walter Heidl aus Bayern. Bei entspannter Atmosphäre im zum Kaminzimmer umfunktionierten Stüberl ging es in erster Linie um Düngung, die Art ihrer Ausbringung, die Emissionen, die CC-Kontrollen und die Ungleichbehandlung zwischen Tierhaltern und viehlosen Betrieben bei Kontrollen. Es wurde viel über die Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaft und deren Wirkung diskutiert. Diesbezüglich verwies Walter Heidl auf die Internetseite „Unsere bayerischen Bauern.de“.
Am Samstag wurde es zum Thema Diversifizierung sehr viel praktischer: Junge Landwirte aus der Jungbauernschaft stellten ihre Betriebe und insbesondere die Vielfalt des Angebotes vor:
Betrieb Brunner in Richt,
Landkreis Schwandorf
Der Haupterwerbsbetrieb mit Direktvermarktung und landtechnischen Dienstleistungen, ausgeführt durch den Vater Josef Brunner, Senior (59), weist diverse Sparten aus. Die Mutter, Apolonia Brunner, betreibt den Hofladen mit Café. Das umfangreiche Ladensortiment: Produkte aus eigener Herstellung und der Region wie selbstgebackene Kuchen, Küchel und Torten, nach Hofrezeptur hausgemachte Fleisch- und Wurstwaren von eigenen, auf Stroh gehaltenen Schweinen sowie Speisekartoffeln aus Selbstanbau. Die Schwester leitet den Waldkindergarten, ebenso den Erlebnisbauernhof als Lernort, an dem Schulklassen die Zusammenhänge von Landwirtschaft und der Erzeugung von Nahrungsmitteln erfahren. Der Hoferbe, Josef Brunner Junior (31), führt die Landwirtschaft sowie die Metzgerei mit eigener Schlachtung.
Ein Hotel in der Eiche
Eine neue Sparte in der Diversifizierung, bestens geeignet für die Landwirtschaft mit den um den Hof angrenzenden Obstgärten und sonstigen Flächen, wo schon mal eine stämmige Eiche dabei ist, gewinnt immer mehr Liebhaber! Kaum zu glauben: 11 Baumhaus- hotels und 140 Baumhäuser stehen bereit. Baumhäuser, Hütten und auch „Baumhotels“ mit allem Komfort fertigt das Unternehmen Baumbaron. Am geeignetsten sind Eichen und Buchen. Wie berichtet, gibt es bereits zahlreiche Liebhaber für diese Art, die Natur aus der Baumwipfel-Perspektive zu genießen. Zudem ist eine hohe Rendite zu erzielen, Übernachtungen im Baumhaus werden von 30 bis 180 Euro pro Nacht und Person angeboten. Diese Art von Investitionen bringen dem Eigentümer, wie auch der ansässigen Gastronomie und sonstigen Geschäften Vorteile. Sie erweisen sich als Chance für‘s ganze Dorf und der Region.
Da „Fröschbrunna“
Der Betrieb von Alexander Hanna, Kronach, ist Mitglied im Biokreis. Mit seinen 75 Hektar ist der Hof seit 1777 im Familienbesitz und arbeitet mit einer Bio-Landwirtschaft (Bio-Angusrinder und Bio-Hähnchenmast). Dazu kommt die Haltung von Pensionspferden, ein Wirtshaus und eine Sommer- und Winterrodelbahn. Die Muttertiere der Bio-Angusrinder stehen auf 10 Hektar Weidefläche. Geschlachtet werden sie in der eigenen Gastwirtschaft oder an Metzger abgegeben. Die Masthähnchen verweilen 24 Tage im Vormaststall, danach im Hauptmaststall, wobei sie einen großzügig umzäunten Auslauf haben. (4m²/Hähnchen) Keine Antibiotika! Die artgerechte Haltung wird garantiert. Der Betrieb betreibt einen Agrar-Service für Rundballen aus Silage, Heulage, Heu und Stroh.
Weitere Bespiele für kreative Landwirte, sich und ihren Betrieb nicht nur auf ein Bein zu stellen, sondern das Angebot des Betriebes zu vergrößern, fanden sich in der Rundfahrt durch den Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Auf dem Weg zur AktivArena am Kolben GmbH & Co.KG. erhielten die Teilnehmer grundlegende Infos von Matthias Löffler, AELF Weilheim, über die Landwirtschaft im Landkreis. Bei der Aktiv-Arena angekommen, stellte sich Klement Fend vor. Er meinte, dass hier in der Region kaum ein Landwirt aufhört und auch kaum Strukturwandel stattfindet. Die Fläche zum Betrieb der Bergbahnen wurde von der Gemeinde gekauft und mittlerweile sind Millionen investiert. Es entstanden zahlreiche Arbeitsplätze in Voll- und Teilzeit, wodurch auch die Anziehungs- und Kaufkraft der Region stieg. Ein erstklassiges Skigebiet mit Rodelbahn entstand. Die Betreiber des Großprojektes sind großteils Landwirte, die sich zu einer GmbH & Co KG zusammengeschlossen haben.
Wir sahen weiter die Ettaler Schaukäserei. Hinter dem Betrieb stehen 37 Landwirte aus den umliegenden Gemeinden. Sie haben sich mit dem Kloster Ettal zusammengeschlossen, um diese Genossenschaft zu gründen.
Die Goas-Alm ist 1000 m hoch gelegen: Die Familie Sailer stellte von 30 Milchkühen auf 40 Ziegen um und ist damit glücklich. Der Umstellungsprozess von Milchkühen hin zu Thüringer Waldziegen vollzog sich im Rahmen der Entscheidung der Tochter für eine landwirtschaftliche Ausbildung. Da der Betrieb direkt an einem stark begangenen Wanderweg liegt und unwiderstehlich zur Rast einlädt, wurde ein Biergarten mit Schankgenehmigung eröffnet. Zudem stehen 12 Ferienwohnungen bereit. Gemolken werden 300-400 kg Milch/Ziege. Die Sailers legen Wert auf eine stabile, gesunde Herde. Die eigene Käserei verarbeitet die Milch, das Fleisch zu einem Sortiment sehr schmackhafter, würziger Käse- und Fleischprodukte.
Am Sonntag war die Diskussionsrunde überschrieben mit „Innovation und Diversifizierung! – statt Stagnation und Regulierungswut.“ Als Teilnehmer durften wir Monika Deubzer, Ministerialrätin aus dem StELF, Jakob Opperer, Präsident Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Werner Schwarz,
Vizepräsident Deutscher Bauernverband sowie Gunnar Rohwäder, Manager, Landwirtschaft Tönnies Holding GmbH & Co. KG, begrüßen.
Diversifizierer sind mit Sicherheit kreative, oft junge, entschlossene Leute welche die Chancen die im oder um den Betrieb ungenutzt, vorhanden sind, erkennen, umsetzen und nutzen wollen. Sie sind, so die vorherrschende Meinung, dankbar wenn ihnen dazu konkrete Hilfe angeboten wird, was letztendlich nicht nur ihnen, sondern auch dem ländlichen Raum und damit auch der Gesamtgesellschaft zugutekommt.
Franz Obermeier