Wir als Landwirte müssen uns stärker präsentieren und die Menschen von unseren Produkten überzeugen
Markus Schickentanz aus Vorbach, Landkreis Neustadt /Waldnaab wurde für drei Jahre als Vorsitzender der Bayerischen Jungbauernschaft gewählt. Seit eineinhalb Jahren führt er bereits den Bezirksverband. Weshalb hat er das Amt übernommen, welche Erfahrungen er gemacht hat und was sich für ihn dadurch verändert hat.
Aufgewachsen in einem landwirtschaftlichen Betrieb
Den Hof aufgebaut hat mein Vater, so Markus Schickentanz im Jahr 1980. Wir hatten damals eine Schweinezucht und -mast in welcher wir unsere Ackerbauprodukte verwerteten. Die Landwirtschaft liegt einem im Blut und man kann es nicht mehr lassen, wenn man alles von klein auf mitbekommt und die Eltern eine gute Vorbildfunktion erfüllen.
Heute bist Du Nebenerwerbslandwirt – Wie vereinbaren sich diese Tätigkeiten?
Ich habe den elterlichen Betrieb 2008 übernommen und ihn so auch bis 2013 weitergeführt. Dann hätte ich in den Schweinestall 250.000 Euro investieren müssen. Das rechnete sich nicht und so habe ich die Schweinehaltung aufgegeben. Seither betreibe ich ausschließlich Ackerbau. Im Sommer ist die Arbeit natürlich intensiver. Die 15 Hektar Ackerfläche sowie die 14 Hektar Wald sind für mich spielend zu bewirtschaften. Das verbuche ich unter purem Stressabbau.
Was machst Du denn hauptberuflich?
Ich hab sogar drei Berufe gelernt! Erst Landwirt, dann Landmaschinenmechaniker und schließlich Programmierer. Jetzt arbeite ich bei der Fa. Novem in meinem Heimatdorf als CNC-Fräser. Nebenbei habe ich dort die Möglichkeit zu programmieren.
Wieso widmest Du Dich nicht ganz der Landwirtschaft?
Das ist keine Option. 15 ha Acker und 14 ha Wald sind zu wenig um davon leben zu können. Ich sage immer, zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.
Vor eineinhalb Jahren hast Du Dich zum Bezirksvorsitzenden der Bayerischen Jungbauernschaft wählen lassen. Was waren Deine Beweggründe dazu?
Was es bedeutet eine Nebenerwerbslandwirtschaft zu betreiben, weiß ich. Es gab für mich auch noch eine persönliche Motivation. Bis vor zwei Jahren hab ich so stark gestottert, dass ich kaum zwei Worte am Stück sprechen konnte. Da ich wusste, dass durch das Amt auch viele Ansprachen und Grußworte auf mich zukommen, wollte ich es schaffen, meine berufliche Kompetenz zu verbessern. Funktioniert hat das in kürzester Zeit. Es war und ist eine Art Therapie für mich.
Was hast Du als Bezirksvorsitzender für Aufgaben?
Ich repräsentiere die Bayerische Jungbauernschaft in der Öffentlichkeit, beispielsweise bei den verschiedenen Hoffesten. Zudem bin ich Ehrengast bei Zeugnisverleihungen und Abschlussveranstaltungen an Landwirtschaftsschulen, bei den Meisterbriefverleihungen sowie bei der Verabschiedung der Studierenden an der Höheren Landbauschule in Almesbach. Ich werbe mit Vorträgen an landwirtschaftlichen Schulen, für das was wir, die Bayerische Jungbauernschaft alles stehen und was wir so auf die Beine stellen. Dass wir beispielsweise für das Land mit Aktionen wie „ich–Du–wir–fürs Land“ eintreten oder Wetten mit Politikern abschließen. Kurz, wir versuchen positiv auf uns aufmerksam zu machen. Wir legen Wert darauf, dass wir eine der im Bayerischen Jugendring zusammengeschlossenen Jugendorganisation und auch Mitgliedsorganisation im Bund der Deutschen Landjugend sind. Stolz sind wir auch darauf, eine Jugendorganisation des Bayerischen Bauernverbandes zu sein. Sowohl der ehemalige Präsident des Deutschen und Bayerischen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, wie auch der jetzige BBV-Bezirkspräsident, Franz Kustner, stammen aus unseren Reihen. Wir beteiligen uns jährlich an der Grünen Woche in Berlin sowie an den Landjugendtagen, wie beispielsweise den letzten Landeslandjugendtag, Ende Juli in Bayreuth. Neben den fachlichen Lehrfahrten und agrarpolitischen Diskussionen ist es stets eine fordernde Aufgabe, junge Leute zu einer Mitgliedschaft in unserem Verband zu inspirieren. Das Ehrenamt verliert leider sehr an Attraktivität.
Was hat sich persönlich seit Deiner Wahl verändert?
Ich habe tolle Menschen kennengelernt, MdL Albert Füracker oder MdEP Albert Deß beispielsweise. Highlight war auch das Zusammentreffen mit dem Bayerischen Bauernverbandspräsidenten, Walter Heidl. Damit ging für mich ein Traum in Erfüllung.
Wie schaut´s mit der Vereinbarkeit Deiner Tätigkeiten aus?
Meine Mutter achtet auf die Aktualisierung meines Terminkalenders. Die Bezirksvorsitzende Karina Kederer hilft stark mit, wie auch die gesamte Bezirksvorstandschaft. Professionell werde ich von der BJB-Geschäftsstelle in Neutraubling mit Franz Obermeier und Doris Jahn unterstützt.
Wie wirkt sich die Vereinstätigkeit auf Deine Freizeit und dein Privatleben aus?
Freizeit hab ich sehr wenig. Während der Woche hab ich immer was zu tun und am Wochenende bin ich mit meinen Jungbauernschafts-Kollegen unterwegs. Außerdem bekleide ich weitere Ehrenämter, beispielsweise bin ich zweiter Vorsitzender der Feuerwehr in Vorbach, Beisitzer der Krieger- und Soldatenkameradschaft und Ortsobmann beim Bayerischen Bauernverband. Dazu auch noch zweiter Ortsobmann der Forstbetriebsgemeinschaft Eschenbach und Beisitzer im Vorstand der Jagdgenossenschaft.
Wie bewertest Du die Entwicklung der Landwirtschaft?
In Bayern nimmt ihre Bedeutung ab, aber nicht so stark wie oft gesagt wird. Um mitzuhalten müssen die Betriebe auch wachsen, auch in andere Tätigkeitsbereiche hinein. Anders ist es schwer mit der Konkurrenz mitzuhalten. EU-Richtlinien, bundesweite und auch bayernweite Richtlinien erschweren uns zusätzlich die Arbeit, da sie sich beständig ändern und man immer auf dem neuesten Stand bleiben muss. Der Konkurrenzdruck auf dem Weltmarkt macht die Waren billig, dadurch stoßen wir preislich an unsere Grenzen. Auch die Bayern müssen noch etwas verdienen um leben und existieren zu können. „Bauern braucht das Land“, sage ich mit Entschiedenheit! Unsere Standards sind hoch.
Was muss sich ändern um die Zukunft der Landwirtschaft zu sichern?
Wir als Landwirte müssen uns stärker präsentieren um die Menschen von unseren Produkten zu überzeugen. Auch am Bewusstsein der Verbraucher muss sich etwas ändern. Der Prozess beruht auf Gegenseitigkeit: Wir müssen mehr auf die Verbraucher zugehen und die Verbraucher müssen mehr Vertrauen in unsere Produkte und Produktionsverfahren haben.
Welche Zukunftspläne hast Du?
Ich möchte meine ehrenamtlichen Tätigkeiten gut ausfüllen und als familiärer orientierter Mensch gut mit meiner Familie und Freundin zusammenarbeiten. Ich habe zwei Brüder. Innerhalb der Familie verstehen wir uns sehr gut. Wir halten einfach zusammen, sonst wäre das alles nicht machbar. Natürlich hätte ich auch gerne mal eine eigene Familie. Beruflich ist für mich schon ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen, indem ich mit solchen Maschinen wie jetzt, arbeiten kann.
Franz Obermeier