In der Jungbauernschule in Grainau wurde nach zwei Jahren Corona wieder die Grainauer Junglandwirte Tagung durchgeführt. Unter dem Thema „NEW Work – Zukunftstechnologien für den landwirtschaftlichen Familienbetrieb“ bildeten sich 32 junge Landwirte:innen fort, diskutierten mit dem „Verband der Bayerischer Energie- und Wasserwirtschaft“, dem BBV und zwei Politikern. Zudem wurde die Vorstandschaft des Arbeitskreises Agrarpolitik der Bayerischen Jungbauernschaft e.V. neu gewählt.
Wahlen des Arbeitskreises Agrarpolitik
Nachdem letztes Jahr pandemiebedingt keine Neuwahlen des Arbeitskreises durchgeführt werden konnten, war es dieses Jahr an der Zeit die Vorstandschaft des Arbeitskreises neu zu wählen. Nicht mehr zur Wahl angetreten ist der Sprecher Matthias Högl (aus Kirchberg, Niederbayern), stellv. Sprecher Maximilian Bachner (aus Adlkofen, Niederbayern) und stellv. Sprecherin Anne-Kathrin Meister (aus Hof, Oberfranken). Das Amt der Sprecher:in hat nun erstmals eine junge Frau mit Julia Giehrl (aus Hirschau, Oberpfalz) inne. Als Stellvertreter fungieren Jakob Zwingel (aus Fürth, Mittelfranken), Martin Unverdorben und Daniel Dorfmeister (beide aus Aholming, Niederbayern) und Katharina Böckl (aus Tirschenreuth, Oberpfalz). Zusätzlich wurden Stefan Hundsdorfer (aus Dörndorf, Oberbayern) und Stefan Büschl (aus Kleinaitingen, Schwaben) in die Vorstandschaft kooptiert.
Arbeitskreis Agrarpolitik bis Nov 2022 (v.li.n.re.: Maximilian Bachner, Julia Giehrl, Anne-Kathrin Meister, Matthias Högl, Magdalena Eisenmann, Jakob Zwingel)
Kamingespräch mit Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) und dem Präsidenten des BBVs Günther Felßner
Die Grainauer Junglandwirte-Tagung startete am Freitagabend mit dem Kamingespräch. Dieses Mal waren Detlef Fischer als Hauptgeschäftsführer des VBEW und Günther Felßner als Präsident des BBV zu Gast. Nach der Begrüßung durch Arbeitskreis-Sprecher Matthias Högl, einer Vorstellung der Verbände und der Teilnehmer, entwickelte sich schnell eine freie und fachliche Diskussion. Aus dem Gespräch mit Herrn Fischer konnte Matthias Högl zusammenfassen, dass sowohl die Energie- als auch Wasserwirtschaft Synergie- und Konfliktpotential mit sich bringen kann. Im Bereich der Wasserwirtschaft sind für den Landwirt meist Wasserschutzgebiete mit höherem Aufwand und geringerem Nutzen verbunden. Zudem merkte einer der Teilnehmer: innen an, dass die Bürokratie für ihn sehr undurchsichtig sei, was eine Kompromisslösung schwer umsetzbar macht. Im Bereich der Energiewirtschaft gibt es zwei Arten von Flächenverbrauch. Den Netzausbau und die Fläche für Erneuerbare Energieträger. Sieht man den zukünftigen Landwirt auch als Energiewirt, so ist für die Landwirtschaft der Netzausbau ein wichtiger Teil des Infrastrukturausbaus. Jedoch wird die Fläche meist aus der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen, was wiederum negative Folgen mit sich bringt, wie steigende Pachtpreise und Verfügbarkeit von Flächen. Im Austausch mit Herrn Felßner deutete sich an, dass es sowohl für den BBV als auch für die BJB es nicht einfach ist, eine klare einheitliche Meinung zur Freiflächenphotovoltaik zu vertreten. Zum einen muss hierbei die Flächenkonkurrenz zur Lebensmittelproduktion und die Pachtpreissteigerungen betrachtet werden, zum anderen ist sie auch die Chance für einen neuen Betriebszweig und Wertschöpfung auf dem Land. Insgesamt war es eine sehr intensive und interessante Diskussion, in der alle Gesprächspartner voneinander etwas lernen konnten.
Das neu gewählte Team des Arbeitskreises Agrarpolitik der Bayerischen Jungbauernschaft e.V. (v.li.n.re.: Daniel Dorfmeister, Julia Giehrl, Martin Unverdorben, Jakob Zwingel, Katharina Böckl, Stefan Hundsdorfer, Stefan Büschl)
New Work – Zukunftstechnologien für den Familienbetrieb
Der Samstag stand komplett im Sinne der Weiterbildung. Morgens begann Prof. Dr. Asseng von der TUM mit einem Vortrag zur Forschung an Zukunftstechnologien für die Landwirtschaft. Als passende Ergänzung präsentierte danach Andreas Dörr die praktische Nutzung von Smart Farming Technologien, wie sie in seinem 1.500 ha Betrieb in Thüringen bereits eingesetzt werden. Am frühen Nachmittag wurden drei Workshops angeboten, welche die Teilnehmer:innen ihren Interessen entsprechend wählen konnten. Sebastian Tröger und Martin Dietel vom LBD präsentierten „das Agrarbüro 4.0“. Rolf Willmes befasste sich mit dem Thema „Digitale Technologien im Ackerbau – Ein Schlüssel zur Erfolgreichen Betriebsübergabe?“. Der Workshop „Digitalisierung Milch“ mit Andreas Drexl von Lely zeigte die Möglichkeiten der KI in Melkrobotern auf.
Nach einer kurzen Kaffeepause präsentierte Christine Zimmermann-Lössl als Vorstandsvorsitzende der Association for vertical farming e.V. einen Vortrag zum“ Vertical farmig“. Am Abend zeigten Carolin Lorenzer vom SVLFG und Diplompsychologin Brigitta Thiel den Tagungsbesucher:innen auf, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf den Landwirt haben kann und nicht nur Vorteile mit sich bringen muss.
Couchgespräch mit Artur Auernhammer und Markus Täuber
Mit Artur Auernhammer, Bundestagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der Landesgruppe der CSU im Bundestag und Markus Täuber, bis vor einer Woche Stellvertretender Vorsitzender der JU Deutschland, konnten zwei erfahrene Politiker zur Abschlussdiskussion am Sonntagvormittag eingeladen werden. Ein besonderes Anliegen der Teilnehmer: innen war die Planungssicherheit bei tierhaltenden Betrieben. Für einen Stallneubau müssen hohen Summen investiert und diese über lange Zeit finanziert werden. Kommt in dieser Zeit eine Änderung des Agrar- oder/und Baurechts kann es sein, dass diese Ställe nicht mehr die Standards erfüllen. Laut Maximilian Bachner aus Niederbayern ist es wichtig, diese Unsicherheit nicht auf dem Rücken der Landwirte auszutragen. Landesgeschäftsführerin Isabella Karl betonte zudem, man muss die Unsicherheit, die durch politische Entscheidungen getroffen werden, klar von Risiken allgemeiner Unternehmung unterscheiden. Diese Punkte kann Herr Auernhammer nachvollziehen, jedoch sieht er wenig Möglichkeiten dort Lösungen zu finden. Die Abschreibungssätze von Ställen sollten an die Nutzungsdauer max. 10-15 Jahre angepasst werden, so ein Teilnehmer aus dem Plenum. Gefordert wurde auch, dass bei Agrarrechtsveränderung Ställe, die nicht mehr belegt werden dürfen, die restliche Abschreibung durch den Bund übernommen werden muss, damit der Betriebsleiter aussteigen oder neu bauen kann. Herr Täuber rät der Jungbauernschaft gerade bei solchen Standpunkten auch sehr stark Meinung zu vertreten und nicht mit absoluten Aussagen zu zögern.
Bei der Diskussion war auch klar zu erkennen, dass die Parteijugend also die JU, nicht immer mit der Meinung der CSU/CDU einhergeht. Trotzdem wird auf die Zusammenarbeit Wert gelegt, so Herr Täuber. Nach dieser Aussage schloss Jakob Zwingel die Diskussionsrunde und Julia Giehrl blickte auf eine gelungene Veranstaltung zurück.