Heute ist der „Internationale Tag der Jugend“, welcher 1985 von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde. Wir haben uns gefragt, wer die „Jugend von heute“ überhaupt ist? Jung zu sein auf dem Land und jung zu sein in der Stadt sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe. In der Stadt regen sich manche Leute auf, wenn sie 10 Minuten auf den Bus warten müssen (ganz unabhängig von der Anzahl der Fahrgäste), bei uns auf dem Land gehen manche Busse nur vier Mal am Tag. Aber die Einwohnerinnen und Einwohner sind immer das gewöhnt, mit was sie sozialisiert werden und wie die aktuellen Gegebenheiten sind.
Politische Rahmenbedingungen sind für mehr Chancengleichheit unabdingbar
Eines ist ganz klar: „Es ist gar nicht einfach die ‚Jugend von heute‘ zu sein. Dem einen sind wir zu rebellisch, dem anderen zu wenig politisch engagiert. Zudem wächst unsere Generation in einem technischen Wandel auf, der nie schneller war. Die Digitalisierung hat die Lebenswelt aller Generationen verändert. Doch die heutige Jugend wächst als digital native auf, für uns gehören digitale Abläufe im Alltag ganz selbstverständlich dazu“, stellt unsere Landesvorsitzende Tina Stünzendörfer fest.
So schön es ist auf dem Land zu leben, warten hier doch auch viele Herausforderungen, vor allem auf junge Leute: „Beispiele dafür sind der fehlende Breitbandausbau sowie fehlende Funkmästen für Handyempfang auf dem Land“, merkt Tina Stünzendörfer an. Sich weit aus dem Fenster zu lehnen mit dem Handy am Ohr oder auf den Hügel hinterm Haus für guten Handyempfang zu gehen klingt sehr lustig, ist aber in vielen ländlichen Gegenden auch Realität. „Das ist nicht nur im privaten Bereich ein Manko, sondern betrifft auch massiv das Ausbildungs- und Arbeitsleben. Mobiles Studieren/Lernen und Arbeiten sind immer mehr auf dem Vormarsch. Hier sehe ich die Chancengleichheit gefährdet, da ländliche Einwohner oftmals nicht auf die gleichen technischen Gegebenheiten zugreifen können wie Städter. Der Breitbandausbau sowie die Mobilfunkinitiative müssen endlich erfolgreich umgesetzt werden, sonst verliert der ländliche Raum weiterhin die jungen Leute an die Stadt“, fordert Stünzendörfer.
„Die Mobilfunkinitiative ist ein Beispiel dafür, dass die politischen Rahmenbedingungen nicht passen. Sogenannte „Graue Flecken“, also Gebiete, in denen man zwar mit einem Anbieter Empfang hat, mit allen anderen Anbietern allerdings nicht, sind von dieser Förderung ausgenommen. Zwar gibt es ein Förderprogramm des Freistaates Bayern, durch das Gemeinden beim eigenständigen Ausbau des Netzes unterstützt werden, allerdings beinhaltet das nicht die Folgekosten wie Wartung und Instandhaltung des Mastes. Das ist dann für viele Gemeinden nicht mehr zu stemmen. Ausgetragen wird diese Problematik auf dem Rücken der Bürger und besonders auf dem der jungen Generation“, kritisiert Tina Stünzendörfer.
Landwirtschaft 4.0
Das Problem der unzureichenden technischen Möglichkeiten auf dem Land ist auch in der Landwirtschaft angekommen: „Moderne Techniken wie Digital Farming können durch das fehlende Internet oftmals nicht angewandt werden. Bayerische Höfe stehen unter enormen Wettbewerbsdruck“, stellt Stünzendörfer fest. Durch Freihandelsabkommen wie Mercosur kommen sehr billige Importe wie argentinisches Rindfleisch in die Kühlregale. Da fällt es bayerischen Bauern schwer preislich mitzuhalten, da die Standards hier viel höher und damit kosten- und zeitintensiver sind. „Diese politischen Entwicklungen erschweren es zunehmend Hofnachfolger zu finden, da die Auflagen immer höher werden, die Wertschätzung und die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher für qualitativ hochwertige Lebensmittel aber immer weiter zurück geht. Wenn man den technischen Fortschritt, der ja da ist, in der Landwirtschaft flächendeckend nutzen könnte, wäre das für viele Betriebe eine Entlastung“, so Stünzendörfer.
Drohende Ausgrenzung im privaten Bereich
Nicht nur die technischen, sondern auch die gesellschaftlichen Erwartungen haben sich verändert. Smartphones und besonders auch WhatsApp haben einen enormen Einfluss auf den Alltag junger Leute. „Wir haben die Welt immer in der Hosentasche dabei. Bei einem Notfall können wir schnell Hilfe rufen, für die Großeltern noch etwas im Supermarkt mitnehmen oder zu Hause anrufen, dass wir später kommen. Doch genau die ständige Erreichbarkeit hat auch unsere Erwartungen aneinander stark verändert. Es wird kontinuierliche Präsenz erwartet, sei es telefonisch oder dass man Nachrichten sofort liest oder beantwortet, ganz egal wo man gerade ist oder was man macht. Das Handy einfach mal einen Tag wegzulegen oder sich kein Smartphone leisten zu können findet oftmals keine Akzeptanz. In einer Welt, die immer schneller wird ist es besonders wichtig, dass wir aufeinander achten und als Gemeinschaft zusammenhalten“, erklärt Tina Stünzendörfer.
Doch heute jung zu sein hat auch viele Vorteile – die EU beispielsweise ermöglicht Reisefreiheit. In den Ferien einen Interrail zu starten oder ein Auslandssemeste12r im Studium zu absolvieren oder berufliche Erfahrungen in anderen Ländern zu machen ist heute deutlich unkomplizierter und wird stärker gefördert als vor einigen Jahrzehnten. Es hat alles zwei Seiten und wie jede Generation wachsen wir an den Herausforderungen und gestalten unsere Lebenswelt mit.