„Die Digitalisierung wird auch für uns Landwirte immer wichtiger“, so der unterfränkische Bezirksvorsitzende Thomas Gottert in seinen Begrüßungsworten im Weingut Schmitt in Bergtheim zu den Anwesenden des diesjährigen (Jung)Unternehmertages 2018. Insgesamt 42 Teilnehmer folgten am Mittwoch, den 10 Januar 2018 der Einladung von Bayerischer Jungbauernschaft Unterfranken (BJB), Bayerischem Bauernverband (BBV), drei Landwirtschaftsämtern (AELF) und den dazugehörigen Verbänden für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) zu der Kooperationsveranstaltung.
Mit Hubertus Paetow eröffnete der Vorsitzende des DLG Testzentrums Technik und Betriebsmittel die fünfköpfige Referentenliste. „Ich stelle Ihnen heute unsere Thesen zur Landwirtschaft 2030 vor und freue mich auf die Diskussion, ob diese Richtung richtig ist“, führte er zu Beginn aus. Bei der Lebensmittelproduktion müssen die Auswirkungen auf die Natur so gering wie möglich sein, warb er für den Einklang von Pflanzenbau und Umwelt- und Naturschutz. Für ihn und seine DLG-Kollegen seien vielfältige Fruchtfolgen für eine höhere Ertragsgewinnung ein gutes Mittel, um die Nährstoffanreicherung auszunutzen. Auch beim Thema Öffentlichkeitsarbeit bezieht die neutrale Fachorganisation des designierten DLG-Präsidenten Paetow Position: Der Verbraucher müsse auf der Digitalisierung mitgenommen und die (technische) Faszination der Landwirtschaft transportiert und erklärt werden. „Das kostet Geld – das kostet unser Geld“, warb der Landwirt aus Mecklenburg Vorpommern für verstärkte PR-Arbeit und den Einsatz von PR-Profis.
Dr. Christian Schmit referierte über die Verbindung von IT-Technik und praktischer Landwirtschaft. Dazu stellte er das System einer cloudbasierten Schlagkartei seines estnischen Arbeitgebers VitalFields vor. Das vom ehemaligen Skype-Manager Martin Rand 2011 entwickelte Produkt zieht bisher eine gute Kundenzufriedenheit nach sich. „Während vorher Excel, Word und weitere Programme benutzt wurden, wird die Dokumentation nun abgenommen und vereinfacht. Zudem können Arbeitsaufträge digital vergeben und abgeschickt werden“, stellte der Experte der digitalen Entwicklung mit Smart Farming vor. Die gewonnen Daten aus der Schlagkartei werden zusammen mit Klimadaten oder aber auch mit Produktdatenblättern von Pflanzenschutzmitteln verknüpft und an den Landwirt zurückgegeben.
Nach der Mittagspause präsentierte Dr. Heike Bach ihr seit 1995 entwickeltes satellitengestütztes System talking fields „mit dem Ziel das Ertragspotential des Schlages zu erhöhen.“ Die Biomasse werde durch kontinuierliches Monitoring unterschiedlich darstellbar und bis auf 10 x 10 Meter überprüfbar, so die Geschäftsführerin der Firma VISTA Geowissenschaftliche Fernerkundung. Mit talking fields werden im Bereich Smart Farming unterschiedliche Informationskarten generiert, um Ertragspotentiale zu prüfen und steigern, Nährstoffversorgungen zu checken und Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen zu planen.
Fabian Böke von der KWS konzentrierte sich in seinem Vortrag auf den Bereich PhenoSense. Beim gezielten Einsatz von Drohnen & Co wird ein neuer Schwerpunkt bei der Parzellenprüfung gesetzt. „Teilflächenspezifische Unterschiede werden deutlich gemacht“ und die Digitalisierung mit Hilfe von Sensoren, Kameras und Analysesoftware unterstützen dabei die klassische (Feld)Bonitur. Dabei stelle das Filtern der richtigen Daten aus der enormen Datenmenge die Herausforderung dar, die es zu löse gelte, berichtete der Landwirtschaftssohn und KWS-Fachberater für Mais den Zuhörern in Bergtheim.
Vom Bosch Start-Up Deepfield Robotics referierte Ingenieur Tobias Mugele über autonome Landmaschinen im Bereich der Unkrautregulierung. Er präsentierte das Maschinenkonzept in der Zuckerrübenbearbeitung. „Wir glauben, dass das langfristig eine Alternative zum Herbizideinsatz sein kann“, stellte er die Vision von Deepfield Robotics im Bereich Smart Farming vor. So werde zur digitalen Evolution beigetragen, wenn ab 2020 oder 2021 das Produkt auf den Markt komme. Er ist sich zudem sicher, dass bei der Digitalisierung in der Landwirtschaft „die Frage nicht ob, sondern wann lautet.“
Andreas Maier vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forst Würzburg fasste in seinen Abschlussworten die einzelnen Themenschwerpunkte noch einmal auf und bedankte sich bei allen Teilnehmern und den fünf Referenten für den gelungen Tag im Weingut Schmitt.