Oft fragten wir uns: „Was machen die da oben in Brüssel eigentlich?“. Um der Frage nachzugehen fuhren wir Anfang September nach Brüssel, um uns dort über die Europapolitik und das Zustandekommen von Gesetzen und Richtlinien zu informieren.
Treffen mit EU-Abgeordneter Monika Hohlmeier
Bereits am Mittwochmorgen, den 04.09., ging es für uns los. Mit dem Zug starteten wir unsere Reise nach Brüssel – und wie immer war eines sicher: ein waschechtes #dbakel nahm seinen Lauf, denn wer eine Reise tut, der kann was erzählen. Endlich kamen wir abends in Brüssel an und machten uns direkt auf den Weg zu unserem ersten Programmpunkt, nämlich einem Abendessen mit Monika Hohlmeier (CSU). Direkt von einer Sitzung kommend, erzählte sie uns über ihren Alltag in Brüssel.
Was macht jetzt die EU eigentlich?
Der Donnerstag war dann ein weiteres Highlight: unser morgendlicher Spaziergang führte direkt zur Europäischen Kommission. Nach einer kurzen Führung durch das Haus und die Anfänge der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im Jahr 1957, als Vorläufer der heutigen Europäischen Union, begann dann ein Inputvortrag über die Kompetenzverteilung in der EU. Daran schloss sich eine Diskussion über die gemeinsame Agrarpolitik nach 2020 an. Gemeinsam mit Peter Kaltenegger aus der Generaldirektion „Landwirtschaft und ländliche Entwicklung“ diskutierten wir verschiedene Vorschläge. Dabei war uns ein wichtiges Anliegen, dass die Bürokratie nicht noch mehr werden, aber auch die Investitionen in den ländlichen Raum nicht zurückgehen dürfen.
Kompetenzverteilung in der EU
EU-Abgeordnete Ulrike Müller: „Nein zu Mercosur“
Den Nachmittag begannen wir mit einem Gespräch mit Ulrike Müller (FW). Mit ihrem klaren „Nein zum Mercosur-Abkommen“ diskutierten wir Vor- und Nachteile des Abkommens. Aber nicht nur das Südamerikaabkommen fand in dem Gespräch Beachtung – auch der Brexit mit und ohne Austrittsabkommen war uns ein Anliegen. Dabei kamen auch ganz spannende Fakten zur Sprache wie zum Beispiel, dass Großbritannien rund 40 % der Lebensmittel am Markt importieren muss.
EU-Abgeordnete Maria Noichl erklärte uns im Anschluss ihre Sichtweise auf die einzelnen Abkommen und Entwicklungen und machte deutlich, dass für öffentliche Leistungen (wie beispielsweise die Landschaftspflege) auch öffentliche Gelder an die Landwirte fließen müssten.
Die Führung durch das Europäische Parlament machte den Tag komplett. Dabei wurde nochmal deutlich, dass aufgrund der unterschiedlichen Strukturen und Voraussetzungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dieses Zitat von Aristide Briand besonders von Bedeutung ist: „Ein guter Kompromiss ist, wenn alles was zu meckern haben“, denn dabei müssen alle Länder der EU in den Verhandlungen etwas von ihrem Standpunkt abweichen, um das Beste für die Gemeinschaft zu erreichen.
Brüssel – die Stadt der Graffitis
Bei der nächtlichen Stadtführung kamen dann weitere FunFacts ans Licht. Wusstet ihr, dass es in Brüssel rund 50 großformatige Graffitis gibt, die an Häusern über die ganze Stadt verteilt sind? Oder, dass die ehemalige Brüsseler Börse künftig zu einem Biermuseum umgebaut werden soll? Und es einen Platz der Zünfte gibt, der zwar um 1700 komplett zerstört, aber innerhalb von fünf Jahren wieder komplett aufgebaut wurde und das einzige Haus mit ursprünglicher Funktion das Haus der Brauer ist? Und Belgien neben der Schokolade auch noch für sein Bier bekannt ist?
Bayern in Brüssel
Der Freitag stand ganz im Zeichen von Bayern: Zu Gast in der bayerischen Vertretung diskutierten wir mit Dr. Simon Schlüter vom Deutschen Bauernverband und mit Lea Sedlmayr des Bayerischen Jungendrings. Beide stellten uns vor wie ihre Arbeit in der Europapolitik für die Landwirtschaft beziehungsweise für die Jugend aussieht. Als Einstimmung auf die nahende Heimfahrt führte uns Dr. Jörg Hirsche durch die Bayerische Vertretung, deren bayerischer Flair kaum abzustreiten war. Egal ob Maibaum im Innenhof, Holzvertäfelungen in der sogenannten Weinstube oder einem urigen Bierkeller – hier fanden wir ein stückweit bayerische Tradition.
Dabei spürten wir während unseres kompletten Aufenthaltes das Motto der EU: „In Vielfalt vereint“. Worte, die auch die Bayerische Jungbauernschaft charakterisieren. Hier in Brüssel treffen die unterschiedlichen Mentalitäten und Sprachen aufeinander, die das Leben der EU zeigen und die Metropole bunt machen.
Wir danken den Politikern für Ihre Zeit und auch die aufmunternden Worte für uns Junglandwirte. Es war eine unglaublich erlebnisreiche Fahrt: Spannend, lustig, informativ – mit einer tollen Gruppe. Das machen wir bald wieder – seid das nächste Mal dabei, wenn es heißt: Die BJB geht auf Reisen!